morgenlektüre
nachdem mir amazon nun endlich die drei sinn-haft ausgaben geschickt hat und ich sie mir gestern abend verheißungsvoll aufs nachtkastl gelegt hab, war es heute morgen so weit und ich habe mich seit langer zeit zum ersten mal wieder einer ganz gemütlichen, ganz "unvorgeschriebenen" lektüre im sonntäglichen bett gewidmet. im band sinn-haft nr.18. > "Theorie Erzählungen tm. Persönliches Sprechen vom eigenen Denken" habe ich einen text, einen brief von kerstin schäfer an jaques derrida, besonders genossen - er hat mich angesehen/ich habe mich angesehen:
"Früher fehlten mir die Wörter, Begriffe. Nun kenne ich diese und bin mitsamt der Erkenntnis über ihre Mehrdeutigkeiten und Unschärfen in eine Falle getappt, aus der ich mich wahrscheinlich nie befreien werde. In dem Moment, in dem Sie [ad Jaques Derrida] mir die Augen öffneten, sie dabei fixierten bis sie tränten, passierte vor allem eines: Im Schmerz über die Unwiederbringbarkeit eines transzendenten Sinnes (von dem ich immer hoffte, es gibt ihn doch irgendwo - trotz atheistischer Erziehung), fing ich an zu schreiben. Ich habe auch vorher schon geschrieben, aber erst jetzt - wo mir bewusst ist, wie unmöglich es ist, das auszudrücken, was ich wirklich denke, sagen will - habe ich damit Frieden geschlossen (Waffenstillstand). Ich akzeptiere den Prozess der Verfremdung meines Selbst, der beginnt, wenn ich die Hände auf die Tastatur lege, mich als selbstbewusste Person zurückziehe und zulasse, dass etwas/jemand durch mich hindurch schreibt."
Aus: Kerstin SCHÄFER, Sehr geehrter Herr Derrida! Lieber Jaques!. In: sinn-haft Nr.18, hyper[realitäten]büro (Hg.), Wien 2005, S. 8.
Die Autorin betreibt anscheinend auch einen Weblog, der aber leider passwortgeschützt ist: http://www.myblog.de/briefeanderrida
"Früher fehlten mir die Wörter, Begriffe. Nun kenne ich diese und bin mitsamt der Erkenntnis über ihre Mehrdeutigkeiten und Unschärfen in eine Falle getappt, aus der ich mich wahrscheinlich nie befreien werde. In dem Moment, in dem Sie [ad Jaques Derrida] mir die Augen öffneten, sie dabei fixierten bis sie tränten, passierte vor allem eines: Im Schmerz über die Unwiederbringbarkeit eines transzendenten Sinnes (von dem ich immer hoffte, es gibt ihn doch irgendwo - trotz atheistischer Erziehung), fing ich an zu schreiben. Ich habe auch vorher schon geschrieben, aber erst jetzt - wo mir bewusst ist, wie unmöglich es ist, das auszudrücken, was ich wirklich denke, sagen will - habe ich damit Frieden geschlossen (Waffenstillstand). Ich akzeptiere den Prozess der Verfremdung meines Selbst, der beginnt, wenn ich die Hände auf die Tastatur lege, mich als selbstbewusste Person zurückziehe und zulasse, dass etwas/jemand durch mich hindurch schreibt."
Aus: Kerstin SCHÄFER, Sehr geehrter Herr Derrida! Lieber Jaques!. In: sinn-haft Nr.18, hyper[realitäten]büro (Hg.), Wien 2005, S. 8.
Die Autorin betreibt anscheinend auch einen Weblog, der aber leider passwortgeschützt ist: http://www.myblog.de/briefeanderrida
maluca - 29. Okt, 12:34
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